Freisprechungsfeier 2023
Ein Gewerbe zwischen Boom und Kollaps – das sind die Betriebe der Sparte Sanitär-Heizung- Klimatechnik. So sah es zumindest Ludwig Ziereis, der Ehrenobermeister der Innung auf deren Freisprechungsfeier am vergangenen Freitag. Er wollte mit dieser etwas zugespitzten Beschreibung auf die Herausforderungen aufmerksam machen, denen man sich in der Branche gegenübersieht und konnte dabei auch mit einer Reihe von harten Zahlen aufwarten.
Davon nur eine herausgegriffen: Über die nächsten Jahre hinweg müssten jährlich mehr als eineinhalb Millionen Heizkessel rein aus Altersgründen ausgetauscht werden, so schreibt es die Gesetzeslage vor. Und sie fordert zudem, dass ab dem nächsten Jahr die Austauschanlagen einen regenerativen Anteil von 65 Prozent enthalten sollen. Da die Umstellung auf etwa eine Wärmepumpe oder Hybridanlage in der Regel aber auch Arbeiten an den Heizflächen erfordert, wenn sie für den Eigentümer Sinn machen soll, wird man, so rechnete der Ehrenobermeister vor „in den nächsten Jahren viermal soviel Manpower benötigen wie derzeit“.
Nun ist die Innung in Rosenheim eigentlich bestens aufgestellt – sie zählt nach München und Nürnberg zu den drittgrößten in Bayern mit 190 angeschlossenen Betrieben. Und auch die Nachwuchssituation ist mit 43 Absolventen in diesem Jahr eigentlich durchaus zufriedenstellend. Dennoch wird die Manpower in der Zukunft zur entscheidenden Ressource werden.
Keine Lösung jedenfalls wäre es, das betonte auch Innungsobermeister Gerhard Hardrath, auf Ausbildungsformen zu setzen, die nur einen Teilbereich des Gewerbes abdecken. Ein Haus ist ein komplexes Gebilde, um ihm auch in Sachen Installation gerecht zu werden sind breitgefächerte Kenntnisse notwendig – nur dann können neue Wärmeerzeugungsformen für den Verbraucher sinnvoll eingesetzt werden, nur dann gibt es auch hochgedämmten Bauten keine Schimmelgefahr, bleibt Warmwasser trotz Energiesparvorgaben legionellenfrei.
Sich nicht nur um die Häuser als Ganzes, sondern auch um alle Belange der Branche zu kümmern, das sei das, was die Innungsbetriebe auszeichne, betonte Gerhard Hardrath in diesem Zusammenhang. Und er legte den frischgebackenen Gesellen ans Herz, bei einem etwaigen Betriebswechsel auf die Innungszugehörigkeit zu achten. Denn die Innungsbetriebe seien es, die durch ihr vielfältiges Engagement die ganze Branche stützten und voran brächten – „alle andern“, so der Innungsobermeister, „sind nur Trittbrettfahrer, die von der Arbeit der anderen profitieren, ohne sich selbst zu engagieren“.
Dass sich die frischgebackenen Gesellen ihre Anstellungsbetriebe tatsächlich aussuchen können, daran besteht bei dem Arbeitskräftebedarf einerseits und ihrer hervorragenden Qualifikation andererseits kein Zweifel. Nicht vergessen werden darf dabei auch, dass das Handwerk anders als die Industrie ein Bereich ist, in dem der Verbraucher tatsächlich unmittelbar mit seinem Anbieter zusammenkommt. Dass er hier auf ein Gegenüber trifft, das nicht nur fachlich bestens ausgebildet ist, sondern auch persönliche Bildung über den Berufstellerrand hinaus und damit auch Reife vorweisen könne, das sei das Bemühen der Berufsschulen, wie Jürgen Ersing, der Direktor der Berufsschule Bad Aibling betonte. Die jungen Gesellen nahmen diese Herausforderung an – Sepp Gantner, der Prüfungsvorsitzende der Innung, konnte so etwa auf insgesamt acht Staatspreise hinweisen, die für Berufsschulleistungen besser als 1,5 vergeben werden
Kurz: die frischgebackenen Gesellen der Innung haben die Gewissheit, nicht nur für den Beruf, sondern auch für ihr weiteres Leben bestens vorbereitet zu sein. Eine Tatsache, die nicht nur die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer in ihrem Grußwort hervorhob. Es war auch die Botschaft des Ehrengastes: Schorsch Hackl, die Ikone des Rodelsportes. Er erzählte den Gesellen davon, wie seine Handwerksausbildung zum Schlosser ihm durchaus in seiner Rennkarriere geholfen habe. Schließlich ist Hackl bekannt dafür gewesen, sich seine Gefährte selbst zu bauen. Und er ist mit seinem jetzigen Engagement für Energiegewinnung aus Biogasen auch noch ein weiteres Beispiel. Dafür, dass der Rat, den alle Anwesenden dem Nachwuchs mitgeben wollten, tatsächlich Hand und Fuß hat: Ihr seid jetzt auf dem allerneuesten Stand des Wissens – seht zu, dass ihr durch Weiterbildung dafür sorgt, dass das auch so bleibt.
Bild oben: Für ihre Ergebnisse ehrte (von links) Innungsobermeister Gerhard Hardrath die Prüfungsbesten Dominik Landsmann von der Huber Versorgungstechnik in Bruckmühl, Severin Ring von der Gerhard Hardrath GmbH in Götting und Maximilian Fichter von der Firma Walter Hainzlschmid in Babensham. Außerdem gratulierten Ehrengast Schorsch Hackl und Prüfungsvorsitzender Sepp Gantner.
Text und Fotos: Thomae